Mazarin

Mazarin

 

[maza'rɛ̃], Jules, eigentlich Giulio Mazarini, auch G. Mazzarini, Mazzarino, Herzog von Nevers [-nə'vɛːr] (seit 1659), französischer Staatsmann und Kardinal, * Pescina (Provinz L'Aquila) 14. 7. 1602, ✝ Vincennes 9. 3. 1661; trat nach zweijährigem Rechtsstudium in Spanien 1624 in die päpstliche Armee ein, dann in den diplomatischen Dienst der Kurie. Als päpstlicher Diplomat begegnete er Richelieu 1630 in Lyon und wirkte seitdem an der Kurie für dessen Politik (Vermittlung des Friedens von Cherasco 1631). 1634-36 war Mazarin Sondernuntius in Paris. Er trat 1640 in französischen Dienste und erhielt 1641 auf Betreiben der französischen Krone die Kardinalswürde. Nach Richelieus Tod (1642) nahm Ludwig XIII. ihn in den Kronrat auf. Anna von Österreich, die für den minderjährigen Ludwig XIV. die Regentschaft führte, machte ihn 1643 zum leitenden Minister. In dieser Stellung konzentrierte sich Mazarin ganz auf seine außenpolitische Hauptaufgabe: den für Frankreich günstigen Abschluss der Verhandlungen in Münster, die zum Westfälischen Frieden (1648) führten. Dagegen beachtete er die kritische innerfranzösische Lage nicht genügend, sodass ihn der Ausbruch der Fronde (1648-53) unvorbereitet traf. Er wurde persönlich in den »Mazarinaden« verunglimpft und zweimal zur Flucht ins Ausland gezwungen (1651, 1653). Nach der Niederwerfung der Fronde blieb Mazarin als Vertrauter Ludwigs XIV. bis zu seinem Tod der unbestrittene Herr Frankreichs. Er schloss 1659 den Pyrenäenfrieden mit Spanien und vermittelte 1660 den Frieden von Oliva; auf diesen Friedensschlüssen, zusammen mit dem Westfälischen Frieden, beruhte die europäische Vormachtstellung Frankreichs in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts - Mazarins Privatbibliothek bildet den Grundstock der »Bibliothèque Mazarine« im »Institut de France«.

 

Ausgabe: Lettres du cardinal Mazarin, pendant son ministère, herausgegeben von A. Chéruel u. a., 9 Bände (1872-1906).

 

Literatur:

 

R. Bonney: Political change in France under Richelieu and M. 1624-1661 (Oxford 1978);

 G. Dethan: M. Un homme de paix à l'âge baroque (Paris 1981).

 

Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:

 

Frankreichs Hegemonie im 17. und 18. Jahrhundert: Europa im Zeichen der Lilie